Islamische Theologie


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Forschungsprofil Islamische Mystik, Philosophie und Glaubenslehre

IIT Webseite - Forschungsprofil

Die Professur für Islamische Geistesgeschichte (Kalam, Tasawwuf, Falsafa) beschäftigt sich mit den drei eigenständigen Disziplinen der islamischen Philosophie, der Mystik- und der kalām-Tradition. Hierbei setzt sich der erste Teilbereich aus der Entstehung und Entwicklung einer islamischen Philosophie unter dem Einfluss der antiken Philosophie zusammen. Die Erforschung spiritueller Erfahrungen und mystischer Strömungen im islamischen Kontext liegt im Fokus der zweiten Disziplin, in der hauptsächlich die akademische Auseinandersetzung mit der Geschichte und Entwicklung der islamischen Mystik (Sufismus oder tasawwuf) von Bedeutung sind. Eine Schnittstelle dieser beiden Disziplinen bildet die islamische Ethik. Der dritte Teilbereich umfasst die Dogmatik (kalām), die in zwei Fachbereiche aufgeteilt werden sollte: Es handelt sich zum einen um die überlieferten Glaubensgrundlagen (ʿaqīda), und zum anderen um die systematisch-theologische Basis der Glaubensgrundlagen (kalām) durch die Anwendung der Ratio. In all diesen Bereichen stehen die interreligiöse Zusammenarbeit und der akademische Austausch mit anderen Theologien im Zentrum der Reflektion und der Wissensvermittlung. Ziel dabei ist es, interreligiöse Schnittmengen herauszuarbeiten.

 Die verschiedenen Diskurse der islamischen Geistesgeschichte sollen in ihrer historischen Bedingtheit gewürdigt und kritisch erforscht werden, um ausgehend davon eine zeitgemäße Verortung der islamischen Theologie zu forcieren. Im Zuge dessen sollen klassische Konzepte, Texte und Methoden berücksichtigt und mit kontemporären Ansätzen der Sozial- und Geisteswissenschaften erweitert werden. Das europäische und das islamische Gedankengut dürfen nicht als Gegensätze, sondern als sich ergänzende, komplementäre Elemente verstanden werden.

In bisherigen Forschungsschwerpunkten wurde sich auf die klassische mystische Tradition im Mittelalter konzentriert. Dabei lag der Fokus auf der mystischen Denkart des berühmten muslimischen Theologen und Mystiker Abū Ḥāmid al-Ġazālīs (gest. 1111) und der von ihm geprägten Tradition des Sufismus. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Rationalität und Mystik in den Werken al-Ġazālīs und seine Auseinandersetzung mit der philosophischen Tradition im Anschluss an Avicenna (gest. 1037) lagen, aufgrund ihres nachhaltigen Einflusses auf die kalām- und Philosophietradition, im Zentrum der aktuellen Forschung.

Das derzeitige Forschungsinteresse liegt auf der Analyse des Verhältnisses zwischen Ratio und Offenbarung in den dogmatischen Diskussionen des 19. und 20. Jahrhunderts. Zugleich werden diese Debatten unter Einbezug des theologischen und philosophischen Beitrages von Muṣṭafā Ṣabrī Efendi (gest. 1954) kritisch analysiert. Durch die Erforschung der kalām-Tradition in der modernen Epoche sollen auch die ideengeschichtlichen Kontinuitäten und Brüche in der Zeitspanne des zwölften und des 20. Jahrhunderts erschlossen werden.

Weitere Forschungsbereiche sowohl in der islamischen als auch in der christlichen Mystik sind unter anderem die Beziehungen zwischen Mensch und Gott, die diesseitige und jenseitige Glückseligkeit des Menschen und die Rolle von Liebe und Freundschaft in der spirituellen Entfaltung. Die islamische Mystik soll in diesem Zusammenhang mit der deutsch-europäischen Spiritualität verglichen werden (wie Meister Eckhard und Theresa von Ávila). Es wird angestrebt weitere Aspekte wie die wechselseitigen Relationen zwischen Religion und Kultur, die Rezeption zentraler deutscher und europäischer Orientalisten (z.B. Annemarie Schimmel) und die Spuren islamischer Spiritualität in Europa zu berücksichtigen.

Lehrstuhlinhaber

Prof. Dr. Merdan Günes